Ein Berliner Arzt steht im Fokus schwerster Vorwürfe: Er soll mindestens 15 Menschen im Rahmen seiner Tätigkeit gezielt getötet haben. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat nun Anklage erhoben. Ermittlungen zu weiteren 75 Fällen laufen noch.
Inhaltsverzeichnis:
- Anklage gegen Palliativarzt aus Berlin erhoben
- Ermittlungen weit über die Anklage hinaus
- Brände führten zu ersten Hinweisen
- Folgen für Justiz und Gesundheitswesen möglich
Anklage gegen Palliativarzt aus Berlin erhoben
Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft einem 40-jährigen Mediziner vor, zwischen September 2021 und Juli 2024 mindestens 15 Patientinnen und Patienten getötet zu haben. Die Anklage basiert auf dem Verdacht, dass er ohne medizinischen Grund ein tödliches Medikamentengemisch verabreichte. Die betroffenen Personen befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht in einer akuten Sterbephase.
Die Ermittler gehen von Heimtücke und niedrigen Beweggründen aus. Anfangs wurde "Mordlust" als Motiv angenommen. Der Arzt soll im Auftrag eines Palliativteams eines Berliner Pflegedienstes gearbeitet haben. Die Verbrechen fanden laut aktueller Erkenntnisse in vier Bezirken statt:
- Neukölln
- Tempelhof-Schöneberg
- Treptow-Köpenick
- Friedrichshain-Kreuzberg
Die meisten Todesfälle ereigneten sich im Bezirk Neukölln.
Ermittlungen weit über die Anklage hinaus
Der Mediziner sitzt seit dem 6. August 2024 in Untersuchungshaft. Zunächst wurde von vier Opfern ausgegangen. Später stieg die Zahl schrittweise auf acht, dann zehn und nun auf 15. Die Entwicklung resultierte aus Untersuchungen der Rechtsmedizin, bei denen auch Exhumierungen durchgeführt wurden.
Aktuell laufen Ermittlungen in weiteren 75 Fällen. Die Behörden schließen nicht aus, dass sich die Zahl der Opfer weiter erhöhen könnte. Die Staatsanwaltschaft strebt im Verfahren folgende Maßnahmen an:
- Feststellung der besonderen Schwere der Schuld
- Sicherungsverwahrung im Anschluss an die Haft
- Lebenslanges Berufsverbot
Brände führten zu ersten Hinweisen
Auslöser der Untersuchungen waren mehrere Brände, die der Arzt laut den Ermittlungen selbst gelegt haben soll. Ziel war offenbar, Spuren der Tötungen zu vernichten. Die Polizei ermittelte zunächst wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Hinweise von Mitarbeitenden des Pflegedienstes, bei dem der Arzt tätig war, verstärkten den Tatverdacht.
Infolge der Brandermittlungen rückte der Mediziner in den Mittelpunkt strafrechtlicher Nachforschungen. Diese führten zur Aufdeckung der mutmaßlichen Tötungen. Der Beschuldigte äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Folgen für Justiz und Gesundheitswesen möglich
Der Fall hat nicht nur juristische, sondern auch gesellschaftliche Dimensionen. Die Schwere der Anklage, die Anzahl der betroffenen Patienten und die Dauer des möglichen Tatzeitraums werfen Fragen nach Kontrollmechanismen in der Palliativversorgung auf.
Die Entwicklung der weiteren Ermittlungen in den 75 verbleibenden Fällen wird zeigen, ob es zusätzliche Opfer gibt. Die Justiz bereitet sich auf ein Verfahren vor, das auch für das Berliner Gesundheitswesen weitreichende Folgen haben könnte.
Quelle: RBB24