Zeitumstellung
Zeitumstellung, Foto: pixabay

In der Nacht vom 30. auf den 31. März 2025 werden in Deutschland erneut die Uhren von 2 auf 3 Uhr vorgestellt. Trotz jahrelanger Diskussionen und einer EU-weiten Umfrage mit über 4 Millionen Teilnehmenden, die mehrheitlich für die Abschaffung der Zeitumstellung stimmten, bleibt alles beim Alten.

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Dieter Kunz sieht gesundheitlichen Nutzen der Zeitumstellung

Dieter Kunz, Leiter der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin im Berliner St. Hedwig-Krankenhaus, hält die Zeitumstellung für gesundheitlich sinnvoll. Der Facharzt für Psychiatrie und Schlafmedizin betont, dass der menschliche Organismus im Winter anders funktioniert als im Sommer. Der Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit ist laut Kunz der wichtigste Taktgeber für die innere Uhr. Ohne Zeitumstellung gerate dieser natürliche Rhythmus durcheinander.

Kunz argumentiert, dass die Umstellung der Uhrzeit physiologische Prozesse lediglich nachvollzieht, die ohnehin bereits stattfinden. Im Winter sei der Körper in einer Art Energiesparmodus, im Sommer hingegen aktiver. Die Anpassung an die Lichtverhältnisse werde durch die Zeitumstellung unterstützt. Besonders das Sonnenlicht am Morgen sei entscheidend für die Synchronisation innerer Uhren, welche unter anderem Stoffwechsel, Blutdruck und Hormonproduktion steuern.

Risiken bei dauerhafter Sommerzeit laut Kunz

Kunz warnt eindringlich vor einer dauerhaften Sommerzeit. In Berlin etwa würde die Sonne im Winter über vier Monate erst nach 8 Uhr aufgehen. Kinder, die früh zur Schule gehen, hätten dann keinen natürlichen Lichtimpuls zur Aktivierung des Körpers. Das könne zu Konzentrationsschwächen, Leistungsabfall und gesundheitlichen Problemen führen.

Ein dauerhafter Verzicht auf die Zeitumstellung könne laut Kunz die Entwicklung psychischer und körperlicher Erkrankungen fördern. Bei Winterzeit ganzjährig wäre es im Sommer hingegen oft schon deutlich vor Schul- und Arbeitsbeginn hell – auch das sei aus seiner Sicht problematisch, da Menschen dadurch früher wach würden, als es ihrem Biorhythmus entspreche.

Alfred Wiater plädiert für dauerhafte Normalzeit

Anders sieht es Alfred Wiater, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin. Der Kinderarzt und Schlafmediziner unterstützt die Abschaffung der Zeitumstellung. Seiner Einschätzung nach leiden etwa 25 Prozent der Bevölkerung unter dem Wechsel der Uhrzeit – besonders im Frühjahr. Symptome seien Mini-Jetlag, Schlafmangel, Reizbarkeit, depressive Verstimmungen und ein erhöhtes Risiko für Unfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wiater schlägt vor, die Winterzeit als dauerhafte Lösung beizubehalten. Frühzeitige Anpassung des Schlafrhythmus in der Woche vor der Umstellung könne helfen, die Beschwerden zu verringern. Für ihn ist die zweimalige Umstellung pro Jahr eine unnötige Belastung, die vermieden werden sollte.

EU-Entscheidung weiter offen

Die Entscheidung über eine EU-weite Abschaffung der Zeitumstellung ist weiterhin nicht getroffen. Auch wenn ein Großteil der Schlafmediziner sich für die Beendigung ausspricht, bleibt offen, wann dies tatsächlich umgesetzt wird. Einigkeit besteht weitgehend nur darin, dass im Fall der Abschaffung die Winterzeit, also die eigentliche Normalzeit, dauerhaft gelten sollte.

Kunz warnt dennoch vor voreiligen Maßnahmen und bezeichnet eine mögliche Umstellung als „medizinisches Experiment“. Seiner Meinung nach könne eine dauerhafte Zeitregelung – egal welche – langfristige gesundheitliche Auswirkungen haben.

 Quelle: Berliner Morgenpost