Die Berliner Partyszene steht unter Druck. Immer mehr Menschen landen nach Festivals wie „Rave the Planet“ oder dem Fusion-Festival im Krankenhaus. In vielen Fällen schweben sie in Lebensgefahr. Die Zahl der Drogentoten in der Hauptstadt ist zuletzt auf 294 gestiegen. Expertinnen schlagen Alarm – und fordern konkrete Maßnahmen.
Inhaltsverzeichnis:
- Rave the Planet bringt 13 Menschen in Lebensgefahr
- Drugchecking-Projekt analysiert 3.500 Substanzen
- Ecstasy-Tabletten oft überdosiert
- 294 Drogentote in Berlin im Jahr 2024
Rave the Planet bringt 13 Menschen in Lebensgefahr
Bei der Techno-Parade „Rave the Planet“ in Berlin mussten 13 Personen in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert werden. Weitere 27 wurden schwer verletzt. Laut Feuerwehrsprecher Dominik Pretz handelte es sich meist um Vergiftungen durch Alkohol und chemische Substanzen.
Zu den konsumierten Partydrogen zählen:
- Ecstasy
- Kokain
- Ketamin
- Mephedron
In welchen Mengen die Substanzen konsumiert wurden, ist nicht bekannt. Auch über die genaue Dosierung der im Umlauf befindlichen Drogen liegen keine verlässlichen Daten vor. Derzeit gibt es jedoch ein Hilfsangebot in Berlin, das Klarheit schaffen soll.
Drugchecking-Projekt analysiert 3.500 Substanzen
In Berlin können Konsumentinnen und Konsumenten ihre Drogen im Rahmen des Drugchecking-Projekts überprüfen lassen. Zuständig ist unter anderem Augustine Reppe von der Vista gGmbH. Gemeinsam mit der Schwulenberatung Berlin und der gGmbH Fixpunkt werden Substanzen auf Reinheit, Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen getestet.
In den vergangenen zwei Jahren wurden rund 3.500 Proben analysiert. Für etwa 1.700 davon gab es Warnungen. Diese Warnungen können online eingesehen werden.
Wichtige Fakten:
- Rund 50 Prozent der getesteten Drogen waren bedenklich.
- Die durchschnittliche Reinheit von Kokain lag bei 73 Prozent.
- In sechs Monaten wurden 190 Kokainproben ausgewertet.
Besonders reines Kokain wurde beim Fusion-Festival konsumiert. Dort mussten mehrere Personen mit Herzproblemen behandelt werden. Die Universität Rostock bestätigte eine hohe Reinheit der konsumierten Stoffe.
Ecstasy-Tabletten oft überdosiert
Auch Ecstasy-Tabletten werden regelmäßig analysiert. In den letzten sechs Monaten wurde für fast jede getestete Pille eine Warnung ausgesprochen. Der kritische Grenzwert liegt bei 200 Milligramm MDMA pro Tablette.
Häufige Risiken sind:
- zu hohe Wirkstoffkonzentrationen
- unbekannte Beimischungen
- fehlende Information über Dosierung
Reppe betont, dass die Konsumenten dringend Informationen über Inhaltsstoffe benötigen. Ohne solche Angaben sei die Gefahr einer Überdosierung deutlich erhöht. Gerade bei einem MDMA-Gehalt über dem Alarmwert könne es schnell zu Notfällen kommen.
294 Drogentote in Berlin im Jahr 2024
Im Jahr 2024 sind in Berlin 294 Menschen durch Drogen gestorben – so viele wie nie zuvor. Besonders betroffen ist die Altersgruppe unter 30 Jahren. In dieser Gruppe stieg die Zahl der Todesfälle um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Hendrik Streeck, Bundesbeauftragter für Sucht- und Drogenfragen, stellte die aktuellen Zahlen Anfang Juli vor. Während deutschlandweit ein leichter Rückgang verzeichnet wurde, ist Berlin eine Ausnahme.
Die wichtigsten Zahlen auf einen Blick:
- 294 Drogentote in Berlin (2024)
- 14 Prozent Zuwachs bei unter 30-Jährigen
- 3.500 getestete Drogenproben
- 1.700 Warnungen durch Drugchecking Berlin
Die Daten zeigen: Der Konsum gefährlicher Substanzen nimmt weiter zu. Die Behörden sehen in Projekten wie Drugchecking ein zentrales Instrument zur Prävention. Fachleute fordern daher den Ausbau solcher Angebote, um Konsumentinnen und Konsumenten besser zu schützen.
Quelle: RBB24