Ein innovativer Eingriff am Deutschen Herzzentrum der Charité Berlin sorgt für weltweites Aufsehen. Zum ersten Mal wurde einem Patienten eine Herzklappenprothese aus körpereigenem Gewebe eingesetzt. Diese neue Methode könnte künftig riskante Folgeoperationen verhindern und eine lebenslange Lösung bieten.
Inhaltsverzeichnis
- Deutsche Herzzentrum Berlin setzt Maßstäbe
- Herzklappenfehler zählen zu den häufigsten angeborenen Herzkrankheiten
- Boris Schmitt entwickelt Verfahren seit 2010
- Neue Klappe bleibt lebendig und funktionsfähig
- Potenzial für weltweite Anwendung
Deutsche Herzzentrum Berlin setzt Maßstäbe
Dem Deutschen Herzzentrum der Charité Berlin (DHZC) ist ein weltweit einzigartiger medizinischer Eingriff gelungen. Einem Patienten wurde erstmals eine Ersatzklappe eingesetzt, die vollständig aus seinem eigenen Gewebe besteht. Im Gegensatz zu herkömmlichen biologischen Klappen aus Rinder- oder Schweinegewebe, die nach einigen Jahren erneuert werden müssen, soll diese Prothese dauerhaft funktionsfähig bleiben.
Herzklappenfehler zählen zu den häufigsten angeborenen Herzkrankheiten
Herzklappenfehler zählen zu den häufigsten angeborenen Herzkrankheiten. Weltweit werden jährlich etwa 160.000 Kinder mit einem Defekt der Pulmonalklappe geboren. In Deutschland sind es rund 800 Neugeborene pro Jahr. Auch Erwachsene sind betroffen, vor allem durch altersbedingten Verschleiß, Infektionen wie Endokarditis oder nach einem Herzinfarkt.
Boris Schmitt entwickelt Verfahren seit 2010
Bereits seit 2010 arbeitet Kinderkardiologe Boris Schmitt mit seinem Team am DHZC an einer Alternative zur herkömmlichen Klappentechnik. Das Ziel war, eine Herzklappe zu entwickeln, die das Immunsystem des Körpers vollständig akzeptiert und mitwächst. Als Material dient Gewebe aus dem Herzbeutel des Patienten. Aus diesem wird die neue Klappe geformt.
Die Technik basiert auf einem sogenannten Stent – einem Drahtgerüst, das die geformten Klappensegel trägt. Der Stent wird zusammengefaltet, über einen dünnen Katheter eingeführt und unter Röntgenkontrolle exakt im Herzen platziert. Der gesamte Eingriff erfolgt ohne eine Operation am offenen Herzen und dauert nur wenige Stunden.
Neue Klappe bleibt lebendig und funktionsfähig
Ein entscheidender Vorteil der neuen Methode liegt in der biologischen Integration des Transplantats. Laut Boris Schmitt wird die Klappe vom Blutstrom mit Nährstoffen versorgt. Mit der Zeit entstehen Zellschichten, die das Gewebe lebendig halten. Dadurch kann sich die Klappe regenerieren und den sich verändernden Anforderungen des Körpers anpassen.
Insbesondere für Kinder ist diese Technik ein Durchbruch. Tierische Klappen müssen alle 5 bis 10 Jahre ersetzt werden, da sie nicht mitwachsen. Jede erneute Operation bedeutet für junge Patientinnen und Patienten eine schwere Belastung. Die neue Methode könnte lebenslange Stabilität bieten und zahlreiche Eingriffe ersparen.
Potenzial für weltweite Anwendung
Das Ziel der Berliner Forscher ist es, eine dauerhafte Lösung für Herzklappenfehler zu etablieren. Die neue Klappe könnte bei einer Vielzahl von Patientinnen und Patienten weltweit zum Einsatz kommen. Besonders in Regionen mit begrenztem Zugang zu Nachoperationen wäre dies ein enormer Fortschritt. Einige der wichtigsten Fakten:
- Rund 160.000 Neugeborene weltweit jährlich mit Pulmonalklappendefekt.
- Herkömmliche Klappen halten meist nur wenige Jahre.
- Neue Methode basiert auf patienteneigenem Gewebe.
- Kein offener Herzchirurgie-Eingriff notwendig.
- Potenzielle Lebensdauer der neuen Klappe: ein ganzes Leben.
Die Entwicklung des DHZC markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Herzmedizin – mit realem Nutzen für Tausende Patientinnen und Patienten weltweit.
Quelle: Berliner Zeitung