Cannabisimporte
Cannabisimporte, Foto: pixabay

Die Drogenszene in Berlin erlebt eine spürbare Verschiebung: Immer häufiger geht es um Kokain. Neue Polizeidaten zeigen eine drastische Zunahme der Fälle rund um das Betäubungsmittel. Gleichzeitig geht die Zahl der Cannabisdelikte stark zurück. Dies geht aus einer Antwort der Innenverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der SPD hervor. Die Entwicklung wirft neue Fragen zur Wirksamkeit der Teillegalisierung von Cannabis und zum Einfluss internationaler Drogenrouten auf Berlin auf.

Inhaltsverzeichnis:

Zahl der Kokainfälle in Berlin steigt um 20 Prozent

Im Jahr 2023 registrierte die Berliner Polizei fast 2.500 Verstöße im Zusammenhang mit Kokain – ein Anstieg von über 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig ist der starke Zuwachs beim Handel mit Kokain in größeren Mengen. Hier stieg die Zahl der Delikte um fast 80 Prozent.

Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes, hatte bereits zuvor vor einer sogenannten "Kokain-Schwemme" gewarnt. Laut Barmer-Krankenkasse befanden sich allein in Berlin über 7.200 Menschen wegen Kokainkonsums in ärztlicher Behandlung. Besonders betroffen waren Männer im Alter von 20 bis 39 Jahren.

Legaler Cannabisanbau nimmt zu, Delikte halbieren sich

Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Cannabisverstöße stark gesunken. 2023 wurden in Berlin nur noch rund 3.200 Fälle festgestellt, ein Rückgang von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die illegalen Handelsdelikte mit Cannabis sanken sogar um knapp 60 Prozent.

Seit April 2024 erlaubt ein neues Gesetz der Bundesregierung unter bestimmten Bedingungen den Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis sowie den privaten Anbau in registrierten Vereinigungen. In Berlin verlief die Einführung zunächst schleppend. Erst Ende 2024 genehmigte der Bezirk Marzahn-Hellersdorf den ersten Cannabis-Anbau-Club. Inzwischen hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales fünf Clubs zugelassen, 18 weitere Anträge befinden sich in Bearbeitung.

Cannabisimporte steigen trotz Teillegalisierung

Trotz Lockerung der Gesetze nimmt der Import von Cannabisprodukten stark zu. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stieg die Einfuhrmenge für medizinische und wissenschaftliche Zwecke von 8,1 Tonnen im ersten Quartal 2023 auf 31,7 Tonnen im vierten Quartal desselben Jahres.

Parallel dazu wurde auch die illegale Einfuhr nicht gestoppt. Der Berliner Zoll entdeckte im April am Flughafen Berlin-Brandenburg insgesamt 118 Kilogramm Cannabis. 68 Kilogramm befanden sich im Gepäck zweier japanischer Reisender, weitere 50 Kilogramm bei einer jungen Frau. Alle waren aus Doha angereist. Dies markiert den größten Drogenfund seit Bestehen des Flughafens BER.

Berliner Justiz beschlagnahmt Vermögen in Millionenhöhe

Im vergangenen Jahr leitete die Berliner Justiz mehr als 18.000 Verfahren wegen Drogendelikten ein. Die Gerichte fällten etwa 640 Urteile, davon mehr als 200 mit Freiheitsstrafen. Zudem konnten Vermögenswerte im Gesamtwert von rund 5 Millionen Euro beschlagnahmt werden.

SPD-Innenpolitiker wie Martin Matz und Sebastian Schlüsselburg betonen, dass die Teillegalisierung von Cannabis eine deutliche Entlastung für die Polizei darstelle. Die Behörden könnten sich nun verstärkt auf gefährlichere Drogen konzentrieren. Zugleich fordern sie den Ausbau von Präventionsmaßnahmen und mehr staatlich unterstütztes Drug-Checking.

Quelle: RBB24