Mehr Infekte im Herbst
Mehr Infekte im Herbst, Foto: Pexels/Pexels-Lizenz

Millionen Menschen in Deutschland leiden derzeit an Atemwegserkrankungen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet eine anhaltend hohe Zahl akuter Infektionen, die auf einem moderaten Niveau bleiben. Mit Beginn der kälteren Jahreszeit steigt die Zahl der Krankheitsfälle, ausgelöst durch verschiedene Viren. Viele fragen sich nun, wie sie sich verhalten sollen und wann ein Arztbesuch notwendig ist.

Inhaltsverzeichnis:

Robert-Koch-Institut meldet 6,3 Millionen Atemwegserkrankungen

Laut dem aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts liegt die Zahl der akuten Atemwegserkrankungen bei rund 7500 Fällen pro 100.000 Einwohner. Hochgerechnet ergibt das etwa 6,3 Millionen Erkrankungen in Deutschland, unabhängig davon, ob die Betroffenen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die Daten beziehen sich auf die Woche vom 13. bis 19. Oktober, in der viele Bundesländer Herbstferien hatten.

Die Aktivität von Covid-19 hat sich laut RKI zuletzt nicht weiter erhöht. Die geschätzte Inzidenz lag bei etwa 500 Fällen pro 100.000 Einwohner – nach rund 600 in der Vorwoche. Damit bleibt die Zahl deutlich unter dem Vorjahreswert von etwa 900. Durch die Ferienzeit können laut Bericht Schwankungen auftreten, sodass spätere Anpassungen der Zahlen möglich sind.

Corona-Variante Stratus dominiert in Deutschland

Mit einem Anteil von 78 Prozent ist derzeit die Linie XFG, auch Stratus genannt, am weitesten verbreitet. Sie gehört zur Omikron-Variante. Diese Viren vermehren sich bevorzugt in den oberen Atemwegen, was ihre schnelle Verbreitung begünstigt. Das RKI sieht aktuell jedoch kein erhöhtes Risiko für die öffentliche Gesundheit. Veränderungen des Virus seien weiterhin zu erwarten, da es sich ständig anpasse.

  • Stratus (Linie XFG) – 78 Prozent Anteil
  • Weitere Omikron-Linien – 22 Prozent
  • Keine Hinweise auf neue besorgniserregende Varianten

Die Lage wird vom RKI kontinuierlich beobachtet. Der Bericht vom 21. Oktober zeigt, dass die Situation stabil bleibt.

Symptome von Grippe, Corona und Erkältung schwer unterscheidbar

Nach Angaben des RKI lassen sich Covid-19, Grippe und Erkältung allein anhand der Symptome nicht sicher unterscheiden. Halsweh, Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen oder Fieber können durch verschiedene Erreger verursacht werden. Unterschiede bestehen vor allem im Verlauf und in der Schwere der Erkrankung.

  • Erkältung: meist mild, Fieber selten, oft mit Schnupfen und leichtem Husten.
  • Grippe: beginnt plötzlich, meist mit hohem Fieber, starken Kopf- und Muskelschmerzen, trockenem Husten.
  • Corona: ähnliche Symptome wie Grippe, teils Kurzatmigkeit, gelegentlich Magen-Darm-Beschwerden.

Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) betont, dass der Verlauf individuell stark variieren kann. Besonders bei älteren Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Richtiges Verhalten bei Krankheit

Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben. Das BIÖG empfiehlt drei bis fünf Tage Ruhe und Isolation, bis die Symptome deutlich abklingen. Der Kontakt zu anderen Menschen – besonders zu Risikogruppen wie Schwangeren, Säuglingen oder älteren Personen – sollte vermieden werden.

  • Hände regelmäßig und gründlich waschen
  • Räume mehrmals täglich lüften
  • Husten und Niesen in die Armbeuge oder in ein Taschentuch
  • Abstand zu anderen halten

Bei anhaltenden oder sich verschlechternden Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch bei hohem Fieber, eitrigem Nasensekret, Husten mit Auswurf oder Atemnot. Diese Anzeichen können auf eine bakterielle Infektion oder Lungenentzündung hindeuten.

Masken und Impfungen als wirksamer Schutz

Schutzmaßnahmen, die während der Pandemie verbreitet waren, behalten ihre Bedeutung. Das Tragen einer Maske kann die Ausbreitung von Atemwegsviren deutlich verringern. Besonders Personen aus Risikogruppen sollten den Eigenschutz durch Masken in Erwägung ziehen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt folgende Impfungen:

  1. Auffrischungsimpfung gegen Corona im Herbst für Personen ab 60 Jahren oder mit Vorerkrankungen.
  2. Einmalige Standardimpfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) für Menschen ab 75 Jahren oder für 60- bis 74-Jährige mit schweren Vorerkrankungen.
  3. Grippeschutzimpfung für alle gefährdeten Gruppen.

Diese Impfungen reduzieren nachweislich das Risiko schwerer Krankheitsverläufe. Auch gegen die Variante Stratus ist die Corona-Impfung weiterhin wirksam.

Arzneimittelversorgung bleibt stabil

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte meldet für Herbst und Winter eine stabile Versorgungslage. Dank des 2023 eingeführten Gesetzes zur Bekämpfung von Lieferengpässen habe sich die Situation deutlich verbessert.

Derzeit bestehen rund 500 Lieferengpässe, was bei insgesamt etwa 100.000 zugelassenen Medikamenten in Deutschland als gering gilt. Apothekerteams können laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in den meisten Fällen Ersatzpräparate anbieten. Echte Versorgungsprobleme treten nur selten auf.

Etwa 6,3 Millionen Menschen in Deutschland sind aktuell betroffen. Vorsicht, Hygiene und Impfungen bleiben die wirksamsten Mittel, um sich und andere zu schützen. Wer Symptome hat, sollte sich schonen und bei Bedarf medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Quelle: TAGESSPIEGEL